Flitterwochen ohne Ehemann: die neue Liebeskomödie aus England
Auf alles war Annie vorbereitet, damit ihre Hochzeit perfekt wird – nur auf eines nicht: dass
Alexander sie vorm Traualtar sitzen lässt! Erst eine Begegnung mit ihrem Jugendfreund Patrick zeigt Annie, wie sehr sie sich selbst verändert hatte, um Alexander glücklich zu machen. Kurz entschlossen nimmt sie Patrick mit in die 5-Sterne-Flitterwochen nach Australien, die ohnehin schon bezahlt sind. Natürlich sorgt das romantische Ambiente dafür, dass sie sich näher kommen als geplant. Aber zu Hause wartet nicht nur ein attraktiver Job im Ausland auf Annie, sondern auch Alexander ... Zum wem wird sie am Ende »Ja« sagen?
Leseprobe
Lies rein in "Say yes - perfekter wird's nicht"
Das war der glücklichste Morgen meines Lebens. »Annie-Doo, du siehst aus wie ein Model … nein, warte, noch besser, wie ein Supermodel«, verkündete meine kleine Schwester Freddie, während meine beste Freundin Adzo den Lipliner auftrug. Adzo hat mir mal erzählt, dass ihr Name in Ghana »an einem Montag geboren« bedeutet. Freddie nannte mich Annie-Doo, seit sie sprechen konnte – also quasi sofort nach ihrer Geburt, wie unsere Mutter immer wieder betonte. Ganz im Gegensatz zu mir, ihre große Enttäuschung, die die ersten drei Jahre ihres Lebens nachdenklich und still gewesen sei, weshalb meine Mutter beinahe eine Angststörung entwickelt hätte. Auch das brachte sie permanent zur Sprache. Freddie neigte den Kopf zur Seite und begutachtete Adzos Arbeit. Es war ziemlich praktisch, eine beste Freundin zu haben, die zwar Theoretische Physikerin war, aber auch bestens mit einem Lipliner umgehen konnte. Nicht, dass ich nervös gewesen wäre oder so, aber ich hätte mein Gesicht niemandem sonst anvertraut. »Du siehst umwerfend aus«, fuhr Freddie fort. »Wie sagt man noch mal zu der großen Chefin, der, die über allem steht?« »Majestätisch?«, schlug Adzo vor. »Ja! Besonders mit dem Blumenkranz im Haar!« Meine dreizehnjährige Schwester macht einfach die besten Komplimente. »Komm mal her«, murmelte ich grinsend und zog sie an ihrem schmalen Handgelenk zu mir.
Ich hatte ein Designerkleid an, Dad würde mich zum Altar führen, und in weniger als einer Stunde würde ich Alexanders Nachnamen annehmen. Hätte man mich vor Beginn der Hochzeitsplanung gefragt, wie traditionell ich es auf einer Skala von eins bis zehn haben wollte, hätte ich zwei oder drei gesagt. Adzo und ich hatten endlos darüber diskutiert, wie man es anstellt, eine starke, unabhängige Frau zu sein und sich gleichzeitig an jemanden zu binden. So vieles von dem, was von einer Braut erwartet wird, ist in der Vorstellung verwurzelt, dass sie jemandes Eigentum sei (etwa, dass sie »weggegeben« wurde), und dass sie wertvoll sei, weil rein und unberührt (daher das jungfräulich-weiße Kleid). In einer unserer Mittagspausen hatte Adzo mich mal gefragt, ob Alexander sich vorstellen könnte, dass wir unsere Nachnamen miteinander verbinden, oder ob er sogar meinen annehmen würde. Und ich hatte mir vorgenommen, ihn darauf anzusprechen. Aber als sich die Hochzeitsplanung dann konkretisierte fand ich die uralten Traditionen einer konventionellen Hochzeit irgendwie tröstlich und fügte mich fast all seinen Vorstellungen. Ich wollte das ganze Ritual, mit allem, was dazugehört: die Spannung vor dem Gang zum Altar und die Geschichten, die man danach erzählen konnte. Mein einziges feministisches Bekenntnis nach außen sollte darin bestehen, beim Abendessen eine Rede zu halten. Bei der Hochzeit meiner Freundin Jo hatte sie sich das Mikro geschnappt und gesagt: »Guten Abend. Danke, dass ihr heute gekommen seid. Mein großartiger Vater, mein wunderbarer Trauzeuge und mein gut aussehender frischgebackener Ehemann werden ihre Reden gleich halten …«, woraufhin alle losbrüllten und jubelten. »Aber ich werde zuerst etwas sagen, denn das geht nur über meine Leiche, dass ein Haufen Männer für mich spricht …«, der Saal brüllte und jubelte noch lauter. Ich fand sie wahnsinnig lustig. Mum war schockiert, dass die Braut das Wort ergriff, aber ich wollte es ihr gleichtun.
»Also dann, Mrs Mackenzie, sind Sie bereit?«, fragte Dad und senkte sogleich den Kopf. »Verflixt! Mrs Mackenzie, Sie werden keine Wiig mehr sein.« Er wandte sich an Freddie und sagte neckisch: »Versprich mir, dass du nie heiratest, ja? Du bist die nächste Wiig-Generation. Wir brauchen dich, damit der Familienname weitergeführt wird.« Freddie rollte scherzhaft mit den Augen. »Daaaaaad …« »Schon gut, Fred. Erst wenn du eigene Kinder hast, wirst du verstehen, wie es sich anfühlt, wenn sie groß werden und dich damit verblüffen, was für Menschen sie geworden sind. Das ist ziemlich bewegend.« Er legte seine Hand auf sein Herz, als könne er seine Gefühle von außen wegmassieren. »Im Moment bin ich ja noch eine Wiig«, beruhigte ich ihn und griff nach seiner Schulter. »Und auch wenn ich nicht mehr so heißen werde, bleibe ich deine Tochter.« »Und ich gewinne einen Schwiegersohn hinzu.« Er lächelte, als er das sagte, aber ich hatte Dad absichtlich nie gefragt, ob er Alexander mochte, denn seit dem ersten Mal, als ich ihn fürs Wochenende mit nach Hause gebracht hatte, keimte in mir der Verdacht, dass mir seine Antwort nicht gefallen würde. Jetzt war aber nicht der richtige Zeitpunkt, sich mit so was zu befassen. Ich liebte Dad, aber ebenso war ich überzeugt von meiner Entscheidung. Spiele nicht mit dem Feuer, pflegte meine Großmutter zu sagen, du würdest dich nur verbrennen. »Genau«, sagte ich in einem beschwichtigenden Ton. »Du verlierst nichts, du gewinnst etwas.« Dad beugte seinen Arm und lud mich ein, mich einzuhaken. Ich schaute von meinem Vater zu meiner Schwester und dann zu meiner besten Freundin. Meine liebsten Menschen auf der Welt waren bei mir und freuten sich für mich. Und Alexander liebte mich – natürlich tat er das! Ich hatte mich bloß in letzter Zeit ein wenig benommen gefühlt, weil sich Familie, Freunde und Bekannte seit unserer Verlobung wie ein Bienenschwarm um mich versammelt und ihre Meinung zu allen Details kundgetan hatten. Ich war von einem behaglichen Kokon aus herrlicher Romantik und den allerbesten Wünschen umgeben gewesen, sodass ich außerhalb dieser Blase gar nicht viel wahrgenommen hatte. Wenn ich darüber nachdachte und daran, dass ich, wenn ich heute Nacht ins Hotel zurückkehren würde, Mrs Mackenzie heißen würde, stockte mir der Atem – verheiratet! Ich! Endlich! Was konnte diesen Tag noch toppen? Es knisterte in jeder Faser meines Körpers, ich fühlte mich wacher und präsenter denn je. Die Farben waren intensiver, die Gefühle stärker. Alles war einfach perfekt.
Als ich mit Dad, Freddie und Adzo an der Kirche ankam, stellte ich überrascht fest, dass die Hochzeitsplanerin draußen vor der Kirche stand. Sie war businessmäßig gekleidet, schwarzer Anzug mit Caprihose und flachen Ballerinas, das seidige dunkle Haar zu einem tiefsitzenden Pferdeschwanz gebunden. Am Abend zuvor hatte sie mir in ihrem trällernden sri-lankischen Tonfall geraten, mir Zeit zu lassen, um aus dem Auto zu steigen, das Kleid zu richten und ganz tief ein- und auszuatmen. »Alle warten auf die Braut«, hatte sie immer wieder betont. »Du kannst dir Zeit lassen, okay?« Sie wollte an der Kirchentür auf mich warten, damit sie die Gäste in den Bänken im Blick hatte. Als ich sie also vor der Kirche stehen sah, runzelte ich die Stirn. »Wer ist das?«, fragte Freddie und musterte mein besorgtes Gesicht. »Das ist Happy«, murmelte ich, und meine Hände verkrampften sich sofort. Bevor mein Verstand hinterherkam, wusste mein Körper schon, dass etwas nicht stimmte. Mein sechster Sinn schlug Alarm. »Da stimmt was nicht. Sie sollte im Eingangsbereich der Kirche warten.« Dad schaute aus dem Fenster. »Ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung ist«, sagte er vorsichtig. »Was sollte schon sein?« Sein Beschwichtigungsversuch blieb in der Luft hängen. Wir stiegen aus. Happy kam auf das Auto zu und sah müde und blass aus. Also definitiv nicht so, wie man sich die eigene Hochzeitsplanerin wünscht. Mir kam der Gedanke, der Pfarrer könnte krank geworden sein und es würde uns jemand trauen, den wir noch nie zuvor gesehen hatten. Das war das Erste, was mir durch den Kopf ging. Das Zweite war, dass vielleicht etwas mit der Hochzeitstorte nicht stimmte oder dass nicht genug Eis für die Sektkübel bestellt worden war. Aber ums Catering ging es erst beim Empfang, das war also ein Problem für später, nicht für jetzt. Vielleicht ist sie gekommen, um mir zu sagen, dass Alexander sehr emotional wirkt. Vielleicht lässt er mir etwas ausrichten. Vielleicht ist sie gekommen, um mir zu sagen, wie sehr er mich liebt und dass ich mich beeilen soll. Nichts davon hat sie gesagt.