Kommen Sie mit zur letzten Party!

Am Silvesterabend gibt Rhys Lloyd die Party aller Partys: Seine Ferienhäuser am See sind ein voller Erfolg, und er hat die walisischen Dorfbewohner großzügig eingeladen, mit ihren neuen reichen Nachbarn Champagner zu trinken. Doch nicht alle sind zum Feiern da: Am nächsten Morgen treibt Lloyds Leiche im See.

Am Neujahrstag hat Ermittlerin Ffion Morgan ein Dorf voller Verdächtiger – die zugleich ihre Nachbarn, Freunde und Familie sind. Sie alle haben ein Motiv. Und niemand sagt wirklich die Wahrheit, auch Ffion nicht. Aber wer von ihnen lügt, um einer Verhaftung zu entgehen?

In einem Dorf mit so vielen Geheimnissen ist ein Mord erst der Anfang …

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Clare Mackintosh

Clare Mackintosh

Clare Mackintosh arbeitete 12 Jahre lang bei der britischen Kriminalpolizei, bevor sie sich entschloss, zwei Jahre Auszeit zu nehmen und es mit dem Schreiben zu versuchen. Heute ist sie die mehrfach preisgekrönte Autorin von fünf Sunday Times-Bestsellern. Ihre Bücher, die in vierzig Sprachen übersetzt wurden, haben sich weltweit mehr als zwei Millionen Mal verkauft. 
Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt Clare Mackintosh in Wales.

Leseprobe

Die letzte Party

NEUJAHR

Niemand in Cwm Coed erinnert sich, in welchem Jahr die Sache mit dem Schwimmen anfing, doch jeder weiß, dass man das neue Jahr nicht mehr auf andere Art begrüßen will. Keiner kann sich entsinnen, in welchem Jahr es war, dass Dafydd Lewis mit nichts als einer Weihnachtsmannmütze auf
dem Kopf ins Wasser ging, oder wann die Rugbytypen vom Anleger sprangen und die arme Mrs Williams durchnässten.
An das heutige Schwimmen hingegen wird sich jeder erinnern.
Seit dem Advent schon sind die Gipfel schneebedeckt, und obwohl die Berge einigen Schutz bieten, sind die Temperaturen im Ort nicht mehr über sieben Grad gestiegen. Der See selbst ist noch kälter. Vier Grad!, hauchen die Leute entzückt und ungläubig zugleich. Wir müssen verrückt sein!

Als rebellierten sie gegen den klaren Himmel, wabern Nebelschwaden über der Wasseroberfläche, was den verwirrenden Eindruck erweckt, der Himmel wäre auf den Kopf gestellt. Über dem Dunst ist die Luft von klarem Blau, und noch ist der fahle Mond über dem Wald zu sehen.
Von ganz oben auf dem Pen y Ddraig scheint der Llyn Drych eher wie ein Fluss als ein See. Er ist lang und schlangenförmig, jede Biegung wie ein Zucken des Drachenschwanzes, den er angeblich darstellen soll. »Drych« bedeutet »Spiegel«, und wenn der Wind nachlässt und das Wasser ruhig ist, schimmert die Oberfläche wie Silber. Die Spiegelung der Berge erstreckt sich bis in die Seemitte, so glatt, dass man glaubt, man könne darauf gehen. Nichts deutet auf die schwarzen, bodenlosen Tiefen darunter.
Auf dem Weg, der an der Südseite der Berge entlangführt – vom Drachenrücken bis zum Drachenkopf – bücken sich Spaziergänger, um kleine Steine aufzuheben. Sie richten sich wieder auf, wiegen die Kiesel in den Händen und schauen sich verstohlen um, bevor sie Geschosse gen Wasser schleudern. Die Legende besagt, dass sich der Drache aufbäumt, wenn sein Schwanz getroffen wird – und nur wenige können dem Mythos widerstehen.

Am Seeufer stehen Kiefern Spalier, deren Schultern einander so nahe sind, dass man sich vorstellt, sollte eine fallen, würden sie alle eine nach der anderen wie Dominosteine umkippen. Die Bäume versperren dem Dorf Cwm Coed die Sicht, fangen aber auch das schlimmste Wetter ab, was die Menschen, die dort leben, für einen fairen Tausch halten.
Auf der anderen Seite des Sees, keine Meile von der Stelle entfernt, an der sich nun die Menge sammelt, duckt sich eine Reihe von Gebäuden am Fuß der Berge. Die Bäume direkt vor ihnen sind gefällt, und ihr Holz ist verwendet worden, um die darunter gemauerten Lodges zu verkleiden und das breite Schild zu fertigen, das am Ende einer langen Zufahrt steht – jeder Buchstabe mannsgroß.

THE SHORE.
Fünf Lodges stehen dort, bisher. Zweigeschossige, rechteckige Kästen mit holzverschalten Mauern und Dächern sowie Veranden nach vorn, die auf Stelzen in den See ragen und nun aus dem Dunst auftauchen. Metallleitern blitzen in der Wintersonne, und an den Pontons fehlen noch die Boote, die dort im Sommer an ihren Tauen ziehen.
Luxus-Lodges am See, so nennt die Hochglanzbroschüre sie.
Carafanau ffansi, sagt Ffions Mam. Aufgemotzte Wohnwagen. Schickimicki.
Ein verdammter Schandfleck, sind sich die meisten Dorfbewohner einig. Und zu dem Preis! Für ein Haus, in dem man nicht mal das ganze Jahr über wohnen kann. Den Besitzern ist nicht erlaubt, The Shore zu ihrem ersten Wohnsitz zu machen, heißt es auf der Website. Als bräuchte Nordwales noch mehr Wochenendurlauber.
Bald soll eine weitere Reihe hinter der ersten entstehen. Und dahinter noch eine. Ein Spa, ein Fitnesscenter, Läden und ein Swimmingpool.

»Weiß der Himmel, warum die nicht im See schwimmen können.« Ceri Jones hockt hinten auf der Ladefläche ihres Kombis und zieht ihre Trainingshose aus. Ihre von Gänsehaut bedeckten Schenkel wirken schneeweiß vor der schmutzigen Stoßstange.
»Weil der arschkalt ist, darum.«
Die Lacher kommen schnell und schrill – befeuert von der gestrigen Silvesterparty, von zu viel Wein, zu wenig Schlaf und der Kälte, die durch die Bademäntel kriecht und sich in den Knochen einnistet.
»War aber ein netter Abend.«
Zustimmendes Gemurmel erklingt.
»Chwarae teg.« Das muss man ihnen lassen. Die Leute von The Shore wissen, wie man eine Party schmeißt. Vor allem sind sie klug genug, die Einheimischen einzuladen. Neugier siegt verlässlich über Groll.
Eissplitter schieben sich in den flachen Pfützen am Seeufer übereinander, gebrochen von Zehen, die aus fellgefütterten Stiefeln gezwungen wurden.
»Es sind noch zehn Minuten. Du kriegst Frostbeulen.«
»Es sind noch zehn Minuten. Du kriegst Frostbeulen.«
»Davon merk ich nicht mal was. Ich glaube, ich bin noch besoffen.«
»Das hier hilft hoffentlich gegen meinen Kater. Meine
Schwiegereltern kommen zum Mittagessen, und von denen kriege ich so schon Kopfweh.«
»Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.«
»Mir soll beides recht sein.«
Das erste Hupen hallt durch die Luft, und es wird gejuchzt.
»Bereit?«
»So bereit, wie ich sein kann.«

Jacken und Bademäntel werden zur Seite geworfen, Handtücher über Armen drapiert und Wärmflaschen für die Rückkehr ausgelegt. Dann eilen alle zum Ufer – ein Gewirr aus weißen Gliedmaßen und Badeanzügen, mutigen Bikinis und vernünftigen Wollmützen. Es wird so laut aufgeregt geplappert, dass die Leute sich fragen, ob sie das zweite Hupen überhört haben. Doch als es kommt, ist es unverkennbar. Die Leute rufen »Blwyddyn Newydd Dda!«, laufen zum See und stürzen sich unter lautem Gekreische ins eisige Wasser.
Als sie tief genug sind, tauchen sie in den wabernden Dunst ein. Alles ist eine Frage der Willenskraft. Kälte legt sich einer Schraubzwinge gleich um Brustkörbe, Münder werden im Schock aufgerissen, als ihnen die Luft wegbleibt. »Bewegen, bewegen!«, rufen die Veteranen, denen das Dopamin ein Lächeln ins Gesicht treibt. Sich kräuselndes Wasser schwillt zu Wellen an, da sich die Leute hin- und herwerfen, und der auffrischende Wind jagt ihnen Schauer über die Schultern.
Als sich der feuchte Dunst zu lichten beginn, schreit eine Frau auf.

Es klingt anders als das ausgelassene Kreischen, löst eine andere Art von Kälteschauer bei jenen aus, die am Ufer warten. Die Schwimmer im Tieferen recken sich auf die Zehenspitzen und versuchen zu sehen, was los ist, wer verletzt ist. Die Rettungsmannschaft taucht die Ruder ins Wasser und gleitet mit rhythmischen Schlägen auf den Aufruhr zu.
Draußen im Dunst treibt ein Mann.
Mit dem Gesicht nach unten und recht unverkennbar tot.

Buch Mockup Clare Mackintosh: Die letzte Party

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Grußwort der Autorin

In der Silvesternacht stand ich am Seeufer in der Nähe meines Hauses in Nordwales und wollte schwimmen gehen. Der Nebel stieg von der Wasseroberfläche auf, und plötzlich stieg auch ein Bild in mir auf: das eines leblosen Körpers, der auf mich zutrieb ... Das steht jetzt am Anfang von "Die letzte Party", dem ersten Teil meiner neuen Krimiserie, auf die ich mich sehr freue - nicht zuletzt, weil darin die brillante Ermittlerin Detective Constable Ffion Morgan auftritt (die einen allerdings auch zur Verzweiflung treiben kann!). Ich hoffe, Sie lesen mein Buch genauso gern, wie ich es geschrieben habe!

Ihre Clare Mackintosh

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