Im Gespräch mit Dr. med. Yael Adler
Frau Adler, was ist der größte Fehler, den ein Arzt gegenüber einem Patienten im Arztgespräch machen kann?
Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist »Beziehungsarbeit«. Das ist wie in der Liebe. Wenn der Arzt nicht zuhört oder ständig an den Bedürfnissen des Patienten vorbeiredet, gerät die Beziehung in Gefahr. Ärzte sollten sich Patienten gegenüber respektvoll und empathisch verhalten, es sollte eine Partnerschaft auf Augenhöhe sein. Verliert ein Patient das Vertrauen, kann das sogar den Heilungserfolg bedrohen.
Was sollte ein Patient unbedingt vermeiden?
Ein Patient sollte auf keinen Fall die gesamte Verantwortung dem Arzt überlassen: »Frau Doktor, Sie machen das schon...« Eine gute Beziehung braucht zwei gleichwertige Partner. Deshalb sollten Patienten ihre Rechte und Pflichten kennen und gut vorbereitet zum Arzttermin kommen. Natürlich hilft es auch, pünktlich zu sein und im Arztgespräch möglichst wenig zu flunkern. Also nicht heimlich die Tabletten absetzen und dann so tun, als hätte man sie doch genommen.
Wie bereitet man sich am besten auf den Besuch bei einem Arzt vor, den man nicht kennt?
Bereiten Sie am besten eine Checkliste vor mit den wichtigen Themen, die Sie besprechen wollen, und kündigen Sie diese Liste am Anfang auch an, damit der Arzt sich die Zeit einteilen kann. Bringen Sie – wenn möglich – alle wichtigen Unterlagen mit, wie Arztbriefe, Laborwerte und Vorbefunde. Sollte es um eine ernste Erkrankung oder eine komplizierte Diagnose gehen, lassen Sie sich von einem nahestehenden Menschen begleiten, denn vier Ohren hören mehr als zwei.
Mal ehrlich, Frau Adler, sind Sie selbst eine Vorzeigepatientin, wenn sie krank sind?
Ich bin ein Hypochonder, also etwas neurotisch ängstlich. Das macht mich vermutlich nicht zu einer Idealpatientin, aber hoffentlich zu einer guten Ärztin, da ich nachvollziehen kann, wie man sich als Patient fühlt mit all den Ängsten und Sorgen. Zudem bin ich gut informiert und bestens vernetzt mit Kollegen diverser Fachrichtungen, denn man weiß ja nie ... Ich ernähre mich gesund und treibe Sport, um das Schicksal nicht unnötig zu provozieren. Als Patientin möchte ich verstehen, was der Arztkollege denkt und vorschlägt, und ich benötige gute Erklärungen, aber auch Beruhigung, Perspektive und Hoffnung. Da sind auch wir Ärzte nur Menschen.