Das Wunder bist du

Stell dir für einen kurzen Moment vor, du könntest dich selbst so betrachten wie ein Wunder der Natur. Was würdest du sehen? Welche Einzigartigkeit würdest du bestaunen? Worin liegt die Besonderheit dieses Wunders? Entdeckst du tiefe Wälder mit bunten Gewächsen oder ein weites Feld voller Gräser, die einem starken Gegenwind zu Trotz tanzen? Oder sind da hohe Berge, schier unerklimmbar, deren Felswände gezeichnet sind von den Furchen der Zeit, die heute Vögeln einen Platz zum Nisten bereithalten? Was siehst du, wenn du dich selbst voller Staunen annehmen kannst?

Jetzt frag dich: Würdest du den hohen Berg dafür herabsetzen, dass auf seinem Gipfel keine Wälder wachsen? Würdest du den Fluss dafür kritisieren, dass sein Wasser süßer ist als das Meerwasser? Und würdest du den Regenwald verächtlich abtun, weil er keine Wüste ist?

So poetisch diese Bilder auch klingen mögen: Dies ist ein konkretes und leider auch grundlegendes Problem von uns Menschen. Du, ich und wir alle spüren und wollen fast nie wahrhaben, dass wir gut sind, so wie wir sind. Wir denken an unsere vermeintlichen Makel, halten fest an einem lang zurückliegenden Fehler, erinnern uns an unerfüllte Wünsche und Träume, wir hören eingeschüchtert auf die Stimme in uns, die aufzählt, was wir alles nicht können. Dann fühlen wir uns zu klein oder zu groß, zu dumm oder zu langsam und schämen uns für unser Nicht-perfekt-Sein. Wir schämen uns vor uns selbst und vor allem vor anderen. Wir versuchen, eine Fassade aufzubauen, damit unsere vermeintlichen Ecken und Kanten bloß nicht entdeckt werden. Diese Fassade schützt uns jedoch nicht wirklich, vor allem nicht vor unserer Selbstkritik – aber sie verhindert, dass wir gesehen werden. Nicht gesehen zu werden, von anderen und von uns selbst, bedeutet, dass niemand das Wunder bestaunen kann, das wir sind! So wird die Welt der Schönheit beraubt, die wir in sie hinaustragen. Darunter, glaube mir, leiden wir alle.

Mit diesem Buch möchte ich dir zeigen: Du bist dieses Wunder.
Der Zweifel, die Unsicherheit, die Fassade: Das bist nicht du. Doch die scharfen Kanten, die unrunden Ecken, die dunklen Stellen und die aufgerauten Oberflächen: Auch das gehört zu dir. Und all das ist ein unverzichtbarer Teil deines Wunders. Stell dir nun für einen kurzen Moment noch etwas anderes vor.
Wenn du möchtest, kannst du dafür kurz deine Augen schließen und wirklich in dich kehren. Stell dir nun vor, du würdest aus tiefstem Herzen und mit voller Überzeugung sagen können:

»Ich bin richtig, so wie ich bin. Alles, was ich bin, gehört zu mir. Ich erlaube mir, mich selbst so zu sehen. Dadurch, dass ich mein Wunder erkenne, erlaube ich auch der Welt, mich zu sehen. Ich bin richtig. So wie ich bin.«

Was würde sich dadurch in deinem Leben verändern? Wie würdest du dich fühlen? Welche Träume erfüllst du dir? Wie ist es, in die Gesichter deiner Freunde und deiner Familie zu schauen? Wie ist es, Fremden in die Augen zu sehen? Wie ist es, dich selbst im Spiegel anzuschauen? Wenn du in dich hineinspürst und dein Wunder annimmst, kannst du dann auch spüren, wie sich alles in deinem Leben verändert? Wenn du sagen kannst: »Ich bin gut, so wie ich bin«, wie wird dann dein Leben? Sollte irgendjemand etwas anderes über dich behaupten, hätten seine Worte dann noch das geringste Gewicht? Wie fühlt es sich an, wenn du aus vollem Herzen »Ja« zu dir selbst sagst?

Das muss keine Fantasie bleiben, denn es gibt Wege dorthin. In diesem Buch möchte ich dir diese Wege zeigen. Sie führen durch die folgenden drei Kapitel:

Selbstwert erkennen
Das Fundament deines Selbstwertes ist der Wunsch, dich kennen und verstehen zu lernen, ohne dich anders haben zu wollen. Schenk dir selbst deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Dafür musst du nichts weiter tun, als deinen Blick nach innen zu richten und mit dem sein, was du dort findest. Mit deinen Gedanken, deinen Gefühlen, deinem Ganzen, deinem Verletzten, deinem Licht, deinen Schatten, deinen Stärken und deinen vermeintlichen Schwächen. Dir wird klar: Du bist richtig, genau so wie du bist.

Selbstliebe leben
Selbstliebe ist ein großes Wort, aber letztendlich ist sie nichts anderes als eine Entscheidung. Die Entscheidung, dir selbst fürsorglich, liebevoll und mit Respekt zu begegnen. Deine Grenzen zu achten und deine Bedürfnisse zu stillen. Diese Entscheidung ist keine einmalige, sondern eine, die wir jeden Tag, in jedem Moment aufs Neue treffen können.

Selbstvertrauen entwickeln
Alles, was du brauchst, trägst du bereits in dir. Da ist eine unermessliche Kraft voller Ressourcen und Wissen, die du im Laufe deines Lebens entwickelt hast und die mit jeder neuen Erfahrung wächst und stärker wird. Wenn du deine Augen für diese Kraft öffnest, kannst du sie nutzen und in die Welt tragen. Du wirst dadurch nicht nur zur Schöpferin deines Lebens, sondern auch zu einem Leuchtturm, dessen Licht die Wunder anderer erhellt!